07 Januar, 2013

Zu Unrecht liegen Gebliebenes (01/2013)

Am Beginn des Jahres passiert endlich wieder die Aufarbeitung der Vergangenheit, denn einige Bands sind einer Rezension bisher entgangen - zu Unrecht. Southerly aus Portland, Oregon etwa. Obwohl der Name rurales Liedgut vermuten lässt, gibt das Ein-Mann-Unternehmen Krist Krueger mit dem dritten Album entspannte Indie-Popmusik auf gutem Niveau. Dank der markanten Stimme Kruegers und der durchweg guten Songs, ergibt sich sofort ein wohlwollender Eindruck, Lieder irgendwo angesiedelt zwischen Lagerfeuerromantik und Stadiontauglichkeit. Anspieltipps: "Sacrifice", "Lust" bzw. "The End Of Adolescence", das sind immerhin drei von zwölf Liedern, die im Gedächtnis bleiben sollten und übrigens auch als Vinyl gekauft werden können.
Ebenfalls aus Portland, Oregon stammt Shelley Short, sie war in den vergangenen Jahren fleissig auf Tour in der ganzen Welt unterwegs. Short schreibt ihre Songs über eigenen Erfahrungen des Aufwachsens in einem kreativen Umfeld, umgeben von Büchern und Musik. Reduzierter Singer-Songwriter-Pop ist die auf CD gepresste Essenz, Shorts Stimme erinnert an Iris Dement. Als MitmusikerInnen hat sich Short u.a. Nate Query und Rachel Blumberg von The Decemberists ausgeborgt, herausgekommen ist ein schönes auf der ruhigen Seite des Lebens stehendes Album.
Ähnliches wie Southerly, wenn auch weniger spannend, bieten Joshua: Auf "Choices" rumpelt es ordentlich dahin, aber irgendwie fehlt die zwingende Melodie, die sich sofort in den Ohren oder im Herzen festsetzen könnte. Da nützt es auch nicht viel, die Stimmen durch ein Megaphon zu jagen - das ergibt unter dem Strich nur durchschnittliche Qualität, Jungs.
Viel interessanter: Buddy & The Huddle, die 2004 ihr letztes Album veröffentlicht haben. Das seit April 2011 liegen gebliebene Werk "Farrago" ist ein bescheidenes Teil, das auf Gesangsstimmen meist verzichtet und mit einer der Titelnummer loslegt, die als Filmmusik geeignet wäre: Autoverfolgungsjagd in Zeitlupe oder Rinder auf die Weide treiben in Cinemascope. Track 2 "The Girls At Jo's" verweist mit den Bläsern schon in Richtung Süden, und womöglich bis auf einen der traurigen Grenzorte, El Paso, Texas oder auf der anderen Seite Ciudad Juárez, México. Die Bläser weinen dahin und immer mehr schwingt sich die E-Gitarre ein, großartig. Als Inspiration für dieses Konzeptalbum - das beinahe zur Gänze instrumental bleibt - diente Buddy & The Huddle übrigens Yann Apperys Buch "Das zufällige Leben des Homer Idlewild" (2005, Berlin, Aufbau Verlag), das einen Anti-Helden abbildet. Einerseits ist es in diesem Fall Schade, dass das Album so lange liegen geblieben ist, andererseits macht das Entdecken umso mehr Freude! Ein Album, das mit ähnlicher Sturheit daherkommt wie man sie von The Handsome Family oder The Feelies kennt und das im CD-Regal bescheiden einen Platz zwischen den Calexico, Giant Sand und CDs der genannten einfordert.
So richtig die Sau lassen Feet Fall Heavy heraus: Hier wird alles verbraten, was Spaß macht. Geräusche werden in die Stücke eingebaut, es kracht und scheppert, die üblichen Popmusik-Hörgewohnheiten werden auf die Probe gestellt und zum Teil aufgelöst - das ist gut so. Insgesamt wirkt das Teil aber doch etwas zu zerfleddert, das ergibt in Summe nur eine Durchschnittswertung.


Buddy & The Huddle: "Farrago" (8/10)
Feet Fall Heavy: "Kill it Kid" (4/10)
Joshua: "Choices" (5/10)
Shelley Short: "Then Came The After" (7/10)
Southerly: "Youth" (8/10)