06 Juni, 2011

Zu Unrecht liegen Gebliebenes (Juni 2011)

Mit starker Wien-Connection ist Bettina Kösters Album "Queen Of Noise" entstanden: Alexander Nefzger hat produziert, Bernhard Moshammer hat Gitarren eingespielt und erschienen ist das Teil bei Asinella. Eröffnet wird mit einer Beatles-Covernummer ("Helter Skelter"), Köster singt mit Bass-Stimme, kratziger, rauchig, ein wenig wie Marianne Faithful. Dazu passt dann auch das nächste Cover: "Femme Fatale". Ein Album, das auch dunkle Momente hat, Stücke wie "Pity Me", bei dem der Bass pumpt wie der Herzschlag, 120 bpm.
Dagegen ist Tom Gillam einer Rocker der alten Schule und legt mit "Better Than The Rest - An Anthology" eine Best-Of-Sammlung vor: Schnörkellose, einfache Songs, klar gespielte E-Gitarren, in Songs über Mädchen von der High School ("High") und über zwei barflies in Nashville, Tennessee. "Ich habe mich immer gefragt, was aus diesem Mädchen geworden ist, sie war lustig und sie war verrückt", sagt Gillam über "High" - der C-Teil ist dabei musikalische Ehrensache, ebenso die Country- und Blues-Anklänge (eine der Höhepunkte des Albums: "Every Morning"). Tipp: Unbedingt bis zu Ende hören, denn dort versteckt sich der schöne Country-Rock-Song "Long Way Home".
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt Mike Doughty auf "Sad Man Happy Man", wenngleich seine Bezugspunkte mehr bei irischer Musik als bei Country-Rock liegen. Die angedeutete Rauheit Gillams gibt es bei Doughty zwar nicht, aber die Songs haben durchwegs Klasse - eine erfreuliche Überraschung.
Weltmusik aus Wien: Der in Österreich lebende Balafon-Spieler Mamdou Diabate legt mit "Kanuya" ein Album vor, das - wie er in den Linernotes anmerkt, die "schönsten musikalischen Erlebnisse meiner musikalischen Erlebnisreise" versammelt - mit dabei ist u.a. Wolfgang Puschnig und die Truppe Studio Percussion Graz - bemerkenswert.
Ohne Vorschusslorbeeren und Vorurteilen in den CD-Player, das ist der kleine Vorteil den Never-Heard-Bands bei Rezensenten haben: La Stampa "Pictures Never Stop" zeigt die Band aus Hamburg(?) machen Retro-80ies-Pop, mit Ansätzen von Gitarren- bis Synthie-Pop. The Human League treffen auf The Jeremy Days, oder so. Die Texte sind meist in englischer Sprache, drei von elf Mal auf Deutsch. Musikalisch wie inhaltlich muss man zu La Stampa sagen: Chance nicht ganz genützt und somit weiterhin bestehend.
Eines noch, der Rest bleibt zu Unrecht bis Juli liegen - ein Monat mehr oder weniger ist jetzt auch schon wurscht: Gar nicht nett, nämlich "We Are Terrorists", nennen My Name Is Music ihr heuer erschienenes Album, das von Gitarren und elektronischen Sounds gespeist wird. Man versucht starke Sätze als Songtitel vom Stapel zu lassen (z.B. "Pop Is Dead", "Rock'n Roll Is Mono", "I Don't Need Your Sympathy"), aber irgendwie kommt einem das alles viel zu bekannt vor und vermag nur in wenigen Momenten zu überraschen. Ja, zu loben ist die Stimme von Phoebe Hall - ansonsten ein durchschnittliches Pop-Album. (jpl)

Mamadou Diabate's Percussion Mania: "Kanuya" (Extraplatte, 7/10)
Mike Doughty: "Sad Man Happy Man" (ATO Records, 2009, 6/10)
Tom Gillam: "Better Than The Rest - An Anthology" (Blue Rose/Hoanzl, 2010, 8/10)
Bettina Köster: "Queen Of Noise" (Asinella/Hoanzl, 2007, 7/10)
La Stampa: "Pictures Never Stop" (staatsakt/Roughtrade, 2010, 4/10)
My Name Is Music: "We Are Terrorists" (Pate/Hoanzl, 2011, 4/10)