03 März, 2010

Anton Cechov: "Flattergeist" (Diogones)

Erzählungen aus den Jahren 1888 bis 1892 versammelt der Band "Flattergeist", neben der den Titel gebenden Geschichte etwa "In der Verbannung", "Weiber" oder "Die Wette". Maxim Gorki hat über den russischen Autor einst gesagt: "Ich übernehme es, alle, die Cechov kritisieren, umzubringen - diese stumpfsinnigen, großmäuligen, schimmelbedeckten Kunstkenner. Um Cechov zu verstehen, muss man ganz einfach ein anständiger Mensch sein."
Es sind Geschichten aus einer düsteren Zeit, aus einem Land vor der Revolution. Cechovs Figuren sind die so genannten kleinen Leute: Die Bauern, die Handwerker, die sich in alltäglichen, oft einer Parabel entnommenen Situation wieder finden. Etwa in der wunderbaren Erzählung "Die Wette", in der einer um eine beachtliche Geldsumme wettet, er könne über Jahre eingesperrt in einem Haus leben. Das überraschende Ende soll an dieser Stelle nicht verraten werden.
Cechov erzählt in klarer Sprache, alte russische Maße und manche sprachlichen Wendungen sind aus der Zeit heraus zu verstehen und würden so wohl heute nicht mehr verwendet werden. Die durchaus düstere Seite des russischen Lebens ist Cechovs Thema: Da kommen Teufeln vor oder in der Verbannung in Sibirien Lebende. Ersetzte man die russischen Namen durch englische, fühlt man sich bei Cechov zuweilen an einen erinnert, der wenige Jahrzehnte später zu einem der größten Erzähler werden würde: Ernest Hemingway. (jpl)

Anton Cechov: "Flattergeist" (Diogones: Zürich: 2009)
Diogenes-Hörbuch: "Flattergeist", gelesen von Ernst Schröder.

>> www.diogenes.ch